Die neuen Erneuerbaren verlieren ihre Unschuld

Die jüngste Entwicklung in Texas liest sich wie eine Goldgräbergeschichte. Anfang dieses Jahres hat sich der texanische Öl-Milliardär Boone Pickens…

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Die jüngste Entwicklung in Texas liest sich wie eine Goldgräbergeschichte. Anfang dieses Jahres hat sich der texanische Öl-Milliardär Boone Pickens mit folgenden Worten zitieren lassen: “I have the same feelings about wind as I had about the best oil field I ever found”. Er plant zur Zeit eine 10 Milliarden Dollar Windfarm. Die Aussicht auf Arbeitsplätze, Ansiedlungen neuer Industrien und Produktionsstandorte, energetische Unabhängigkeit vom Ausland und neue Geschäfte durch den Export erneuerbaren Stroms lassen beinahe jegliche Kritik verstummen.

Die riesigen Projekte finden aber nicht nur Freunde. Der offshore-Windfarm London Array beispielsweise stellen sich andere Wirtschaftszweige entgegen: Fischereiorganisationen sorgen sich um die Fangquoten ihrer Mitglieder und Schifffahrtsunternehmen befürchten bereits ihre Routen ändern zu müssen. Der ursprüngliche Hauptinvestor Shell ist unter anderem deswegen bereits ausgestiegen. E.On hat aber die Risiken der Weiterentwicklung doch geringer eingeschätzt und deren Anteil übernommen.

Entscheidend für die breite Erhaltung der Akzeptanz gegenüber den erneuerbaren Energien ist sicherlich, Befürchtungen aller Stakeholder frühzeitig Ernst zu nehmen, bei Bedarf (wie bei den Windparks in London Array oder beim ersten offshore Park Deutschlands in Borkum) breit angelegte Forschungsprogramme einzurichten, die Vor- und Nachteile systematisch erfassen und bearbeiten können. Neben planerischen Massnahmen können dann in der Ausführung auch finanzielle Gewinne der Akteure besser bestimmt oder auch allfällige Ausgleichszahlungen festgelegt werden.

Dass Geld allein es nicht immer richten kann, zeigen erste Erfahrungen mit von Investoren „überfahrenen“ Landbesitzern in der Schweiz, die mit finanziellen Anreizen zur Vertragsunterzeichnung gebracht werden sollten. Diese lehnen heute die Ansiedlung eines Projekts ab. Die bereits vorhandene positive Grundmotivation wurde mit dem ungeschickten und good governance gänzlich vermissenden Verhalten zerstört. Wirtschaftsforscher nennen dieses Phänomen Crowding-out. Dabei wird eine positive Grundmotivation nachhaltig zerstört. Da der Effekt irreversibel ist, gibt es keine zweite Chance.