Plug-In Hybrid

1988 hatte ich ohne zu zögern das Ausbildungsziel Automobilingenieur gegen den Umweltnaturwissenschaftler getauscht. Nach ersten Erfahrungen als Automechaniker glaubte ich…

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1988 hatte ich ohne zu zögern das Ausbildungsziel Automobilingenieur gegen den Umweltnaturwissenschaftler getauscht. Nach ersten Erfahrungen als Automechaniker glaubte ich nicht daran, dass die Kunden innert meines Geduldshorizonts tatsächlich Ökoautos kaufen würden. Ich hatte recht und bin heute froh auch die zwischenzeitlichen Euphorien aus der Distanz als Berater für nachhaltige Investments erlebt zu haben.

Die Konzepte der 80er und 90er Jahre waren nicht marktreif und glücklicherweise waren sie bis jetzt auch nicht erfolgreich: Der Brennstoffzellenantrieb hat eine miserable Ökobilanz und erfordert zu grosse Umstellungen der Infrastruktur, Elektrofahrzeuge waren bisher nur für Idealisten alltagstauglich und selbst die nutzlose Start-Stop-Automatik, die von Mercedes heute wieder als Umweltverbesserung vermarktet wird, hat die Kunden nicht überzeugt. Da funktionierte „reduce to the max“ beim Smart schon besser, dies vor allem dank Lifestyle-Element und Kürze beim Parken.

Wirklich versöhnlich ist es heute zu sehen, dass nicht die revolutionäre Technologie den Erfolg einfährt, sondern die richtige Kombination aus den bisherigen Erfahrungen ohne den lästigen Streit um Philosophien: Gewichtsreduktionen wie bei den neusten Modellen von VW und Mazda und Ausschöpfen der Vorteile Elektro- und Benzinantrieb wie bei Volvo, Toyota, GM oder auch dem Schweizer Startup Mindset (siehe Bild).

Für jeden individuellen Mobilisten wird der sogenannte Plug-In Hybrid mit herausragenden Leistungen glänzen. Eine grosse Batterie für eine Reichweite bis zu 100km kombiniert mit einem Benzinmotor produziert Gewinne en masse: Die Kunden erhalten sportliche Fahrwerte, verbrauchen mindestens 50% weniger Benzin, fahren emissionsfrei und leise in besonders belastete Zonen wie Städte und tanken nachts billigen Strom von Windturbinen oder Flusskraftwerken. Bei höheren Geschwindigkeiten und längeren Strecken hilft der Benzinmotor aus, die Flexibilität im Nutzen bleibt vollständig erhalten.

Ein weiterer Clou: Wenn das Auto steht, kann die Batterie auch vom Energieversorger als schnell verfügbarer Speicher benutzt werden – und davon braucht die Energiewirtschaft nicht zuletzt wegen der unregelmässigen Lieferung der Erneuerbaren in Zukunft deutlich mehr. Eine Studie des Bundesamtes für Energie zeigt, dass schon eine Zahl von ca. 80 000 solcher Fahrzeuge (ca. 3% aller Autos in der Schweiz) die zusätzlich benötigte Menge an Regelenergie zur Verfügung stellen könnte! Die Energieversorger ihrerseits sparen sich teure Investitionen in neue Speicherkraftwerke und den Streit mit NGOs wegen Umweltverträglichkeiten und der Verschandelung der Landschaft.

Alle, die jetzt befürchten, dass damit neue AKWs notwendig werden sollten wissen, dass der Mehrverbrauch für diese Zahl von Autos nur 0.2% Strom gegenüber heute beträgt, was in den statistischen Schwankungen untergeht oder ohne Weiteres mit Erneuerbaren gedeckt werden kann.