Ökobilanzen: In den Regalen angekommen

Ende der 80er-Jahre begannen die Forscher des Instituts für Energietechnik an der ETH Prozesse und Produkte im Detail auf ihre…

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19. Dezember 2011
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Ende der 80er-Jahre begannen die Forscher des Instituts für Energietechnik an der ETH Prozesse und Produkte im Detail auf ihre materiellen und energetischen Aspekte zu analysieren.

Das Ziel war Effizienz ohne Verzicht oder wie es Ernst Ulrich von Weizsäcker 1995 formulierte: Faktor 4 – Doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch. Es war der Anfang der Versöhnung von Industrieproduktion und Ökologie: Effizienzgewinne wurden nicht mehr mit Verzicht, sondern mit Optimierung von Prozessen und ökonomischen Gewinnen assoziiert.

Und was für eine Erfolgsgeschichte im Markt: Allein durch die Definition was denn nun material- und energieintensiver wäre und was weniger wurde Effizienz zum Markenzeichen von Produkten. Bio-Suisse, Oekoplan, Engagement, Energieetikette, Minergie und viele andere sprechen von der stillen Revolution der Ökobilanzen. Nicht, dass diese Labels alles können. Sie betrachten oft nur einen Teil der Wertschöpfungskette oder einen Teil des Aspekts Nachhaltigkeit. Aber sie kommunizieren in einem liberalen System verschiedene Werte und Werthaltungen und der Kunde hat die Wahl, das bessere zu kaufen.

Wie aber der ökologische Fussabdruck zeigt, können wichtige Ziele damit nicht erreicht werden: Die weltweit verfügbare Fläche zur Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse wird nach Daten des Global Footprint Network und der European Environment Agency heute insgesamt um 23 % überschritten. Das ist es was Labels alle zumindest kurzfristig nicht können: Suffizienz umsetzen und den absoluten Ressourcenverbrauch reduzieren. Das würde ja auch fundamental dem Wettbewerb widersprechen, Marktanteile gewinnt nun mal nicht, wer weniger verkauft.

Die Grenzen der absoluten Nutzung von Ressourcen sind deshalb so aktuell wie eh und je. Die Lösung des Problems beginnt meines Erachtens mit der alten Frage nach Suffizienz, oder wie war es möglich mit „veralteter“ Technologie in den 70er-Jahren einen so hohen Lebensstandard zu besitzen und dabei 40% weniger Energie als heute zu verbrauchen?