Metropole Schweiz oder Presslufthammer

Erinnern Sie sich noch an Jörg Müllers „Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder oder Die Veränderung der Landschaft“? Das…

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19. Dezember 2011
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Erinnern Sie sich noch an Jörg Müllers „Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder oder Die Veränderung der Landschaft“?

Das Manifest aus dem Jahr 1973 hat mich als Jugendlicher zutiefst beeindruckt. Es ist heute leider aktueller denn je – das „Modell Spreitenbach“ hat sich vervielfacht, anstatt ein Einzelfall zu bleiben und wird immer noch als Ei des Kolumbus gepriesen, wie das Berner Westside als jüngstes Beispiel zeigt. Der bunte Flickenteppich der genutzten Landschaft wird dadurch leider nicht vielfältiger und wertvoller. Mir scheint, dass in der heutigen Raumplanung weder der moderne Nomade mit seinem starken Mobilitätsdrang (siehe Verkehrsstatistik) noch die Lebensmodelle mit mehreren Lebens-, Arbeits- und Freizeitorten sowie neuen Familien- und Sozialstrukturen genug berücksichtigt werden.

Es müssen ja nicht gleich verrückte Produkte wie das japanische Micro-Compact Home mit einer Seitenlänge von 2.65 m gefördert werden. Oder die von Ellingson und Despommier entworfenen gigantischen, Boden sparenden Pyramiden-Farmen zur Lebensmittelproduktion, die statt Land in der Fläche zu nutzen einfach in die Höhe gehen.

Aber es braucht eine Richtungsänderung, damit in der Schweiz die Landressourcen effizienter und effektiver genutzt werden und nicht noch mehr Raum verbraucht wird. Dazu braucht es einfache und klare marktwirtschaftliche Instrumente: Zum Beispiel eine Beschränkung der Schweizer Landnutzung auf einen bestimmten m2-Betrag und dann Konzessionen für die Nutzung der Natur (nach dem Vorbild der Wasserkraftnutzung). Ob dann nach der Konzessionierung eine Neuverhandlung über die Nutzung geführt oder eine Renaturierung erfolgen soll, könnte ja in der Schweiz einfach über die direkt demokratischen Wege entschieden werden.

Ich bin überzeugt, dass damit wertvolle regionale und nationale Perspektiven und Verträge entstehen könnten. Akteure würden kooperieren und sich Nutzungen effizient teilen können, bestimmen, an welchem Standort was/warum zum gemeinsamen Nutzen gebaut werden soll. Damit wären verwaiste Gewerbezonen rasch wieder umgenutzt, nicht mehr 2/3 aller Ferienwohnungen mindestens 44 Wochen im Jahr leer, neue bessere Verkehrswege geschaffen und es würden auch mal Strassen abgerissen, wenn sie ausgedient hätten. Und vielleicht ist dann auch der Weg für eine Schweiz geebnet, die wieder deutlichere Grenzen zeigt zwischen urbanem und nicht urbanem Raum und deren Lebensqualität wieder darin besteht, nicht möglichst überall alles zu haben, was der Mensch nutzen könnte.