Kunst und Forschung: Wege aus der Krise

“Ich als Künstler kriege keinen Kredit bei einer Bank, aber die Banken, Unternehmen, die schon soviel Geld verspielt haben, kriegen…

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“Ich als Künstler kriege keinen Kredit bei einer Bank, aber die Banken, Unternehmen, die schon soviel Geld verspielt haben, kriegen jetzt noch mehr. Das ist unmoralisch” sagte jüngst der alternde Industrie-Designer Colani (90er Jahre Computermaus, Valserwasser-Flasche mit “Handgriff”!) in einer Talk-Show und erntete brandenden Applaus. Dass der anwesende Politiker mit seiner Aussage “wir müssen hier differenziert an die Sache heran gehen und dürfen nicht so oberflächlich urteilen” kaum Applaus bekam ist kein Wunder.

Umso mehr als die spontane Reaktion des Publikums nicht nur von Sympathie für die Polemik sondern auch von mehr als oberflächlicher Kompetenz zeugt. Im kreativen Schaffen für die Kunst, das Design, das Neue entsteht oft – im Gegensatz zur Optimierung veralteter Produkte und Geschäftsmodelle – mehr Wertschöpfung. Das zeigen auch Untersuchungen über die Forschungsaktivitäten von Unternehmen und der damit verbundenen Erfolge.

Gerade in schwierigen Zeiten laufen so unplanbare Dinge wie kreatives Ausprobieren und Innovation auf Hochtouren und der Erfolg bleibt scheinbar nicht aus. Immerhin sind Blockbuster wie der iPod und iTunes in der Zeit nach der Dotcomblase entstanden. In einer Zeit, wo Apple seine Ausgaben für Forschung & Entwicklung um 42% steigerte, obwohl der Umsatz zurückging. Die Untersuchungen von Wall Street Journal, Boston Consulting Group und des Batelle Memorial Institute zeigen aber noch mehr: 28 der grössten US-Unternehmen haben angegeben, dass drastische Kürzungen gerade in Krisenzeiten tödlich sind. Sparen kann man wieder in guten Zeiten.

Zurzeit macht Europa leider den Fehler F&E; zurückzufahren (-1% im 2008) während Nordamerika um 4% aufstockte, China und Indien gar um 7%. Das antizyklische Verhalten vieler europäischer Firmen scheint in diesem Fall töricht. Staat und Politik tun gut daran, in diesem Kontext ihre Geldvergabepolitik zu überdenken und die Firmen zu unterstützen, welche „künstlerisch“ tätigen, kreativen Forschern Raum geben, gerade jetzt.