Mein Herz machte tatsächlich einen Hüpfer als ich am 1. April 2020 in Architektur Basel las: «Roche-Türme – Upcycling beim Pharma Multi». Leider war die Freude von kurzer Dauer – es war ein April-Scherz.
Allerdings ein guter, aber auch nachhaltig frustrierender. Denn sind die Gebäude, die heute gebaut werden und die Raumkonzepte wirklich die Antwort auf die Sustainable Development Goals 2030 oder gar das Ziel der Klimaneutralität Schweiz 2050?
Ich meine nein.
So genial die Swiss Lessons – CH 2048 waren, bei denen das ETH Studio Basel auch mit Stararchitekten der Region zusammenwirkte und gemeinsam einen Stein in die Zukunft warfen, so ernüchternd scheint die bisherige Wirkung auf die Bautätigkeit. Der Querschnitt durch die Schweiz zeigt eindrücklich die Treiber für die Entwicklungen und Szenarien – auch für die Dreilandregion inkl. Mulhouse und Freiburg – und das zeichnet die vernetzte Sicht der Autoren aus.
Doch die Klimaveränderungen und der heutige Ressourcenverbrauch erfordern von der Stadtplanung, der Architektur und Generalunternehmen radikale Konzepte. Zwar ist die CO2-Verringerung im Betrieb der Immobilien derzeit die wichtigste Strategie, aber bei der enormen Bautätigkeit ist die Verwendung gebrauchter Bauteile auch tatsächlich ein Must: Es nützt nichts, wenn heute gebaute Areale und Gebäude immer noch die Mehrheit der Bauteile (und deren gebundene Energie und Ressourcen) aus dem Ausland importieren und dies nicht einberechnen (siehe Umweltatlas der Lieferketten, Seite 36 ff).
Ich hoffe und wünsche mir, dass die schönen Konzepte wie «Dreispitz Nord», «Wolf Basel» oder «Klybeckplus» dies umsetzen. Und mehr Bauten mit Symbolcharakter, wie z.B. der Sitz des Europäischen Rats, der mit seinen gebrauchten Fenstern aus den Mitgliedsstaaten eine kulturelle Verbindung schafft. Denn es braucht diese Vorbilder, damit Bauen in eine neue, ressourcenarme Ära eintritt und dies auch in der Breite zum Standard wird. Es gibt dazu ja auch bereits Angebote, die in diese Richtung weisen wie bei den Baubetrieben Overall in der Bauteile-Börse Basel.
Vielleicht wird ja der dritte Roche-Turm tatsächlich mit gebrauchten Bauteilen gebaut. Oder gar nicht, weil inzwischen die Raumnutzung so viel effizienter geworden ist, dass es ihn nicht mehr braucht. Doch das ist eine andere Geschichte.
Repost aus Klima und Energie am Oberrhein – Regio Basiliensis.